Gero

Das Kreuz -
Instrument der Hinrichtung und Signal der Liebe

Das Gero-Kreuz im Kölner Dom gehört zu den ältesten erhaltenen, großen Kreuzen nördlich der Alpen. Es zeigt Jesus Christus leidend und menschlich.

Ein Hinrichtungsinstrument

Das Kreuz ist ein Hinrichtungsinstrument. Am Menschen nimmt es Maß, von den Schultern bis zu den ausgestreckten Armen. In der Länge und Breite ist das Kreuz ein Kürzel für den Menschen. Es wurde erdacht, um Menschen grausam zu töten. Langsam und qualvoll sollten sie sterben, aller Würde beraubt, entehrt und verachtet. Das Kreuz war die Guillotine, der elektrische Stuhl des römischen Reiches.

Zeichen der Liebe

Jesus Christus starb am Kreuz. Qualvoll und erbarmungslos wurde er hingerichtet. In einer Orgie von Gewalt und Hass wurde er auf Golgota zu Tode gebracht.

Der Tod am Kreuz war die Folge seines Lebens: Jesus Christus predigte und lebte Gewaltlosigkeit und bedingungslose Liebe. Auch in der Stunde des Todes blieb er sich treu, vergalt nicht Böses mit Bösem, liebte, wo Lieblosigkeit herrschte, vergab denen, die ihn voll Hass umbrachten.

In der Auferweckung Jesu Christi von den Toten wird das Kreuz der zentrale Ort der Offenbarung Gottes. Denn am Kreuz, dem gottlosen Ort, wo von Gott nichts zu sehen und zu spüren ist, geschieht in der Liebe Christi die Versöhnung Gottes mit den Menschen.

Zeichen des Glaubens

Das Kreuz, ein Hinrichtungsinstrument, ist das zentrale Zeichen des christlichen Glaubens. Es hängt in Wohnungen, Kirchen und steht auf Gipfeln und Wegen. Die Landschaft Europas ist ohne das Kreuz nicht zu denken. Es hat sich tief in das kulturelle Gedächtnis eingegraben.

Lebensgroß und realistisch

Zum ersten Mal in der Geschichte zeigt das Gerokreuz des Kölner Doms den Gekreuzigten in lebensgroßer Gestalt und wagt einen Realismus, der für die Kreuzesdarstellungen der Folgezeit bahnbrechend ist. Bischof Gero hat es im 10. Jahrhundert gestiftet. Es stand schon im Vorgängerbau des heutigen Domes und zählt zu den Heiltümern der Kathedrale. Unzählige Menschen pilgern seit mehr als einem Jahrtausend in ihren Anliegen und Nöten zu diesem Kreuz, um in der Gestalt des Gekreuzigten der unfassbaren Liebe Gottes zu begegnen.

 

Autor: Prälat Josef Sauerborn