Joachim Kardinal Meisner

Die Bibel -
Gottes Wort und Buch der Hoffnung

Es ist der Glaube der Kirche, dass sich hinter den von Menschen niedergeschriebenen Worten der Heiligen Schrift Gott selbst Gehör verschafft. In den vielfältigen Zeugnissen Israels wie in den Bezeugungen Jesu Christi als Gottes Sohn in Evangelien und Briefen spricht sich Gott selbst aus, der trösten, mahnen und Hoffnung geben will.

Bibel als Buch der Hoffnung

Alles biblische Sprechen von der Hoffnung wurzelt in der Vergangenheit. Weil Gott immer wieder rettend gehandelt hat, und aufgrund seiner Verheißungen dürfen wir hoffen, dass er es auch wieder tun wird. Den Höhepunkt bilden die Begegnungen mit Jesus von Nazaret, dessen Tod und Auferweckung die alles verändernde Ausgangserfahrung wurde und binnen kürzester Zeit die Kirche wachsen ließ. Selbst der Tod ist fortan nicht mehr das Ende der Hoffnung. Davon künden zahlreiche biblische Bilder. Sie reichen von „Der Herr ist mein Hirte" (Bibel, Psalm, Nr. 23) bis zum „großen Festmahl" (Bibel, Buch Jesaja, Kap. 25, Verse 6-8) und der himmlischen Stadt Jerusalem (Bibel, Buch der Offenbarung, Kap. 21). Sie verheißen, dass bei Gott nichts und keiner verloren geht (vgl. Bibel, Buch Kohelet, Kap. 3, Vers 15). Dies verleiht dem Menschen im Hier und Jetzt Würde und relativiert die Gegenwart, die sich gerne übermächtig gebärdet.

Bibel als Buch der Gegenwartsgestaltung

Diese Hoffnung will gestaltend und verändernd in die Gegenwart hinein wirken. Heilige Schrift ruft dazu auf, als „Ebenbild Gottes" Gott in seiner Liebe nachzuahmen und Jesus in seinem sich den Menschen zuwendenden Handeln nachzufolgen. Wo dies geschieht, keimt Neues und nicht Selbstverständliches, und die Zukunft wird Gott-voll.

 

Autor: Dr. Gunther Fleischer