Johannes Kardinal von Geissel

Die katholische Liturgie -
Gottes Angebot und die Antwort der Menschen

Die Liturgie war ein besonderes Anliegen von Kardinal von Geissel: Beispielsweise die Einführung des „Ewigen Gebetes", eine an verschiedenen Orten geschehende und dadurch ununterbrochene Anbetung, geht auf ihn zurück. 1854 führte von Geissel im Erzbistum Köln die römische Liturgie ein und löste damit die Kölner Eigenliturgie ab.

Gottes Wort an den Menschen

Es ist die Grunderfahrung, die die Christen mit den Juden teilen, dass Gott sich den Menschen im Laufe der Geschichte immer wieder zuwendet – in der Schöpfung, auf dem Weg des Volkes Israel durch die Zeit und für die Christen in ultimativer Weise in Jesus Christus, dem Mensch gewordenen Wort Gottes.

Diese Zuwendung Gottes zu den Menschen bestimmt nach katholischem Verständnis auch die gottesdienstliche Feier. Wenn die Botschaft der Heiligen Schrift im Gottesdienst verkündet wird, dann ist dies nicht nur Rückblick auf Vergangenes, sondern die Gläubigen wissen sich erneut und aktuell von Gott angesprochen: Ihnen gilt heute diese Botschaft.

Seine Botschaft ist Gott selbst

Diese Botschaft ist Gott selbst; er spricht im Wort der Heiligen Schrift zu den Mitfeiernden; im Schriftwort ist er bei den Feiernden und stärkend und heilend für sie da. In den sinnenfälligen Zeichen der Sakramente wird dies erfahrbar, so zum Beispiel im lebensspendenden Wasser der Taufe oder im gewandelten Brot und Wein der Messfeier.

Die Antwort des Menschen

Wer sich in dieser Weise im Gottesdienst von Gott angesprochen und berührt weiß, der kann nicht sprach- und tatenlos bleiben. Das göttliche Beziehungsangebot ist eine Einladung an den Menschen, die beantwortet werden will – in Dank, Bitten und Anbetung. Dies geschieht in den Gebeten und Zeichenhandlungen des Gottesdienstes. So wird der Gottesdienst zu einem lebendigen Austausch zwischen Gott und Mensch. Die Liturgie gibt diesem Austausch eine Form.

Quelle und Höhepunkt

Weil in der Liturgie, im Gottesdienst, Gottes Beziehungsangebot und damit die Rettung der Menschen durch Jesus Christus nicht nur verkündet wird, sondern sich aktuell vollzieht, darum ist für Christen die Liturgie Quelle und Höhepunkt des kirchlichen Lebens.

Insofern ist die Liturgie auch der Maßstab für jedes kirchliche Engagement im Einsatz für die Nächsten und in der Verkündigung des Glaubens. Mehr noch: Von ihr kann und muss auch alle Erneuerung des kirchlichen Lebens ausgehen – damals wie heute.

 

Autor: Dr. Alexander Saberschinsky