Maximilian Franz von Österreich

Kirche und Welt -
Konflikte und Möglichkeiten

Die Kirche steht und wirkt von Beginn an in konkreten geschichtlichen und gesellschaftlichen Situationen. In der europäischen Geschichte war sie eine prägende Kraft, befand sich aber auch in einem mehr oder weniger großen Spannungsverhältnis zur Gesellschaft. Sie soll Kirche in, aber nicht von der Welt sein.

Trennungen und Klärungen

Seit der Zeit der Aufklärung (18. Jahrhundert) vollzieht sich ein Prozess der Trennung von Staat und Kirche, der als „Säkularisierung" bezeichnet wird. Gedanken der Aufklärung fanden auch in der Kirche Eingang, wie die positive Aufnahme von Ideen der Aufklärung durch Erzbischof Maximilian Franz von Österreich zeigt. Maximilian Franz war ein Zeitgenosse des „Philosophen der Aufklärung", Immanuel Kant (*1724 – †1804).

Die Klärung des Verhältnisses von Glaube und Vernunft steht seit dieser Zeit immer wieder neu auf der Tagesordnung der Religionen.

Verschiedenheiten begreifen

Zu Beginn des 21. Jahrhunderts ist die moderne Gesellschaft gekennzeichnet durch eine Pluralität von unterschiedlichen Lebens- und Sinnentwürfen, von Religionen und Weltanschauungen. Die Kirche ist nur noch eine Stimme in einer vielstimmigen Moderne. Diese Situation begreift die katholische Kirche als aktuelle Herausforderung.

Eigenständigkeiten anerkennen

Das Zweite Vatikanische Konzil 1962-65) hat die Kirche in dieser ‚Welt von heute' theologisch neu verortet. Die Eigenständigkeit der Politik, der Wissenschaften und der Wirtschaft wird von der katholischen Kirche anerkannt ebenso wie die Religionsfreiheit.

Gesellschaft gestalten

Als Voraussetzung für eine gerechte und friedliche Gesellschaft sieht die Kirche die bedingungslose Anerkennung der Würde eines jeden Menschen.

Gleichzeitig betont das Konzil den Auftrag der Kirche und der Christinnen und Christen, sich in die Gestaltung der Gesellschaft einzubringen und so „Salz der Erde" (Bibel, Matthäus-Evangelium, Kap. 5, Vers 13) zu sein. Ein Rückzug der Kirche in eine Weltabgeschiedenheit, in das ‚stille, fromme Kämmerlein', entspricht nicht dem Auftrag des Evangeliums. Religionen haben auch in einer säkularen Gesellschaft einen Platz im öffentlichen Leben, auch wenn sich ein Spannungsverhältnis von „Religion und Öffentlichkeit" auftut. Dieses kann für beide fruchtbar sein.

Im Dialog Position beziehen

Im Dialog mit Religionen und Weltanschauungen und im Einbringen christlicher Überzeugungen in die Debatten der Zeit nehmen Christinnen und Christen ihren Weltauftrag in Wort und Tat wahr. Dazu fordert sie das Wort Gottes heraus.

 

Autor: Werner Höbsch