Philipp I. von Heinsberg

Die Beginenbewegung -
Frauen auf eigenen Wegen in der Kirche

Nicht nur außergewöhnliche Frauen wie Hildegard von Bingen nahmen Einfluss auf die Kirche bzw. auf Erzbischöfe wie Philipp I., sondern von Beginn an prägten Frauen als Einzelpersonen und ab dem Hohen Mittelalter als Gemeinschaften die Kirche.

Die Beginenbewegung in Köln

Im Rahmen der Armuts- und Büßerbewegung des Mittelalters, zu der auch die Initiative des hl. Franz von Assisi (*1181/82 – †1226) zählt, wurde Köln zu einem Zentrum der Beginenbewegung im Rheinland: Hier schlossen sich zu Beginn des 13. Jahrhunderts Frauen unterschiedlicher Herkunft, Bildung und unterschiedlicher Vermögen zu Wohn- und Lebensgemeinschaften zusammen. Zwischen 5 und 60 Frauen gehörten zu einer solchen Gemeinschaft.

 

„Es gibt verschiedene Gnadengaben, aber nur den einen Geist. Es gibt verschiedene Dienste, aber nur den einen Herrn. Es gibt verschiedene Kräfte, die wirken, aber nur den einen Gott: Er bewirkt alles in allen."

Bibel, Erster Brief an die Korinther, Kap. 12, Verse 4-6

Freiwilliger Zusammenschluss

Manchmal wurden die Häuser von Wohlhabenden der Stadt gestiftet, manchmal taten sich Frauen auf eigene Initiative und auch finanziell zusammen. Wie die ersten Christinnen und Christen brachte jede ein, was sie hatte, ob nun materieller Besitz oder besondere Fähigkeiten.

Gemeinschaftlich leben und beten

Tagesstruktur und Lebensregel spiegelten die Spiritualität der Beginen wieder: Am Gebet und an der Nächstenliebe richteten die Beginen ihr Leben und ihre Spiritualität aus.

Der Tag begann und endete mit Gebet und Gottesdienst.

Für den Broterwerb der Gemeinschaft arbeiteten die Frauen beispielsweise als Weberinnen, Spinnerinnen oder Stickerinnen, andere waren als Krankenschwestern oder Hebammen oder in der Mädchenbildung tätig.

Ferner kümmerten die Beginen sich um die Armen, sorgten für die Bestattung der Toten und widmeten sich dem stellvertretenden Gebet in allen Anliegen der Menschen ringsum.

Bindung für immer oder auf Zeit

Die Bindung an eine solche Beginengemeinschaft war zeitlich nicht festgelegt, so dass sowohl eine lebenslange als auch eine zeitweilige Mitgliedschaft möglich war.

Eigenständig, innovativ und geschätzt

Die Frauen wählten für ihre jeweilige Niederlassung eine Leiterin und waren in der Regelung ihrer alltäglichen Angelegenheiten eigenständig – für die damalige Zeit sehr ungewöhnlich und neu. So mussten Päpste und Bischöfe per Dekret immer wieder einschreiten, um die Beginen und ihre Lebensweise vor – häufig neidmotivierten – Anfeindungen ihrer weltlichen und geistlichen Umgebung zu schützen. Andererseits waren sie wegen ihres sozialen Engagements meist allseits geschätzt.

Einfügung in die Orden

Schließlich überwog jedoch die Skepsis gegenüber Frauen, die derart selbstständig und relativ unabhängig zusammenlebten, so dass die Beginen nach und nach gedrängt wurden, eine der klassischen Ordensregeln und die damit verbundene Lebensweise zu übernehmen. Im 16. Jahrhundert lief dann die Tradition der Beginenbewegung in der Kirche von Köln aus – allerdings nicht für immer.

Neuansatz

Seit einigen Jahrzehnten organisieren sich in Köln Frauen unter dem Namen „Beginen" neu und leben eine Adaption des damaligen Ansatzes konfessions- und religionsübergreifend.

 

Autorin: Elisabeth Neuhaus