Die Säkularisationszeit -
einschneidende Umbrüche
Die Säkularisation veränderte das Leben vieler Menschen: Weil das kirchliche Eigentum in die Hände der französischen Nation überging, wurden 1802 im Linksrheinischen die Klöster und Stifte aufgehoben. Gleiches geschah im Rechtsrheinischen, allerdings erst nach 1803 und teilweise mit zeitlicher Verzögerung.
Veränderte Lebenswege
Die Ordensschwester Maria Clementine Martin (*1775 – †1843) musste 1803 ihr aufgehobenes Kloster verlassen, und auch ihr nächstes Kloster wurde 1811 aufgelöst. Sie und ihre Mitschwestern waren nun mittellos.
Maria Clementine musste sich eine neue Existenz aufbauen. 1815 zog sie als Sanitäterin mit den preußischen Soldaten in die Schlacht von Waterloo. Nach Köln kam sie 1825 und begann, ihr Wissen aus der Apotheke ihres Klosters für den Aufbau eines Arzneigeschäftes zu verwenden. Besonders beliebt wurde ein aus Melissen hergestellter Arznei- und Stärkungstrank: der noch heute erhältliche „Klosterfrau Melissengeist".
Neuordnung kirchlicher Strukturen
Auch die kirchlichen Strukturen wurden verändert: Im linksrheinischen Gebiet, das bis 1814 zu Frankreich gehörte, gründeten die Franzosen anstelle des Kölner Erzbistums 1801 ein neues Bistum mit Bischofssitz in Aachen.
Erster Bischof dieses Bistums wurde der Elsässer Marc Antoine Berdolet (*1740 – †1809). Er war ein glühender Verehrer Napoleons und ein staatstreuer Bischof, kümmerte sich aber um die Neuordnung der kirchlichen Strukturen und die Seelsorge.
Auswirkungen auf Kunst und Kultur
Mit der Auflösung des Erzbistums Köln endete auch die Förderung der Künste durch die Kölner Erzbischöfe. Der junge Bonner Musiker Ludwig van Beethoven (*1770 – †1827) hatte noch durch Erzbischof Maximilian Franz ein Stipendium erhalten, um in Wien zu studieren. Derartige Förderungen waren nicht mehr möglich.
Bei der Aufhebung der Klöster und Stifte büßten viele von deren Kunstwerken ihre genuin kirchliche Funktion ein. Sie wurden verramscht, zerstört oder kamen in die Hände von französischen Kommissaren und Sammlern.
Einige Sammler konnten Kunstschätze durch Ankäufe retten. So beispielsweise der Kölner Priester Ferdinand Franz Wallraf (*1748 – †1824). Wallraf vermachte seine Sammlung der Stadt Köln. Sie bildete den Grundstock unter anderem des Wallraf-Richartz-Museums und des Römisch-Germanischen Museums in Köln.