Anno II.

Reformzeit -
Lebenswandel und Lebenswege

Im 11. Jahrhundert begann die Kirche mehrere Reformen. Angeregt worden waren sie wohl durch die zuvor erfolgte Reform der Klöster im 9. bis 10. Jahrhundert. Beispiel gebend waren das französische Benediktinerkloster Cluny oder das vom Kölner Erzbischof Anno gegründete Kloster Michaelsberg bei Siegburg.

Reformabsichten der Kirche

Die Würdigkeit der Priester und die angemessene Spendung der Sakramente waren Hintergrund der Reformbemühungen; und weitere Missstände sollten beseitigt werden. Traditionelle, insbesondere mönchische Ideale waren leitend: finanzielle Armut, sexuelle Enthaltsamkeit und Gehorsam gegenüber Leitenden.

Gefordert und festgelegt wurde, dass die Priester ehelos lebten und den Zölibat einhielten. Um dies durchzusetzen, benötigte die Kirche viele Schritte. Der Kauf und Verkauf kirchlicher Aufgaben und Ämter wurde untersagt. Zudem wurde eingeschränkt, dass weltliche Herrscher Bischöfe einsetzten.

Die Reform trieben die Päpste des 11. Jahrhunderts, insbesondere von Leo IX. und Gregor VII. voran. Die Päpste stärkten so ihre Machtposition.

Über die Reform zum Eremiten

Diese Reformbestrebungen berührten auch das Leben Brunos von Köln (*um 1030 – †1101): Bruno studierte in Reims und wurde Lehrer und Kanzler der dortigen Schule. Erzbischof von Reims hätte er werden können, wenn nicht der andere Kandidat, Manasse von Gournay, sich das Amt des Erzbischofs gekauft hätte. Dagegen unterstützte Bruno mehr und mehr die kirchlichen Reformen und wurde deswegen vertrieben.

Bruno von Köln ging 1082 mit Gefährten in die Einsamkeit und gründete mit Gleichgesinnten 1084 die Eremitengemeinschaft La Grande Chartreuse bei Grenoble. Diese Gemeinschaft besteht noch heute. Sie gilt als Mutterkloster des Kartäuserordens. In Kalabrien baute Bruno eine weitere Gemeinschaft auf und starb dort 1101. Bruno von Köln bekam später den Namen Bruno der Kartäuser.

Für die Reform: Wanderprediger und Erzbischof

Norbert von Xanten (*um 1080 – †1134) war in Köln für Erzbischof Friedrich I. tätig, wurde vom Siegburger Abt Kuno geistlich begleitet und in Köln zum Priester geweiht. Auch Norbert war Anhänger der kirchlichen Reformen. Er zog – vom Papst unterstützt – als Wanderprediger umher. In Prémontré (Nordfrankreich) gründete Norbert eine Gemeinschaft für Kleriker, Männer und Frauen. 1126 ließ Norbert sich zum Erzbischof von Magdeburg wählen und organisierte nun als Erzbischof eine kirchliche Reform. Aus seiner Initiative in Prémontré entwickelte sich der Prämonstratenserorden.

Zitat:

„Da er (Bruno von Köln) aber das Getriebe und den Lebenswandel der Kurie nicht ertragen konnte, verließ er sie in liebendem Verlangen nach der verlorenen Einsamkeit und Ruhe."

(Über Bruno von Köln; zitiert aus den „Acta Brunonis")