Rainald von Dassel

Christen und Juden -
das Zusammenleben im Erzbistum Köln

Ende des 12. Jahrhunderts verfasste Rabbiner Ephraim bar Jakob, der in Bonn und Neuss lebte, eine Chronik der Judenverfolgungen im Europa seiner Zeit. Als Kind erlebte Ephraim (ca. 1133 bis nach 1196) 1146 eine Judenverfolgung in der Kölner Region, die durch den Aufruf zum zweiten Kreuzzug ausgelöst wurde. Für die Zeit der Kreuzzüge (1095–1291) berichten die Quellen erstmals von der Verfolgung von Juden im Gebiet des Erzbistums Köln.

 

Die Juden geachtet und gehasst

Die Juden waren die einzige Religionsgemeinschaft, die im Mittelalter von der christlichen Kirche überhaupt toleriert wurde. Wegen der als fremdartig empfundenen Bräuche blieben die Juden den Christen suspekt, und die Christen unterstellten ihnen sogar Ritualmorde und machten sie zu  Sündenböcken – z. B. bei Katastrophen wie der Pest in Köln (1349). Ebenso erzeugte es bei den Christen Neid, dass Juden und auch Jüdinnen wie z. B. Reynette von Koblenz (ca. 1340 bis 1394/1397) sehr erfolgreiche Bankiers waren.

 

Geschützt durch die Kirche

Während des Pogroms von 1146 stellte sich der Zisterzienser Bernhard von Clairvaux (ca. 1090 bis 1153), der während seiner Werbereise für einen Kreuzzug in Köln war, vor die Juden. Mit persönlichem Einsatz und kräftigen Worten besänftigte er das Volk. In der Folgezeit boten die Kölner Erzbischöfe den Juden Schutzbriefe und damit Sicherheit gegen Bezahlung an. Leider war die erzbischöfliche Hilfe nicht immer ausreichend; für die Erzbischöfe waren die Schutzbriefe jedoch eine willkommene Einnahmequelle.

 

Unterschwelliger Judenhass über die Jahrhunderte

Am Ende des Mittelalters wurden die Juden im Erzbistum Köln nicht mehr verfolgt. Ressentiments, Neid, Angst vor dem Anderen und in Folge die Ausgrenzung der Juden aber blieben. Weder die Zeit der Aufklärung noch die Juden- Emanzipation im 19. Jahrhundert konnten diese Vorbehalte beseitigen. Die NS-Diktatur nutzte diese Stimmungen für ihre Politik der Vernichtung der jüdischen Menschen. Manche Christen hatten damals den Mut, Juden zu verstecken. Einer davon war Joseph Höffner, der spätere Kölner Erzbischof.