Hermann V. von Wied

Christen im Umbruch und Aufbruch -
Humanisten, Reformer und andere Vordenker

Das 16. Jahrhundert gilt als Schwelle vom Mittelalter zur Neuzeit. Die Geistesrichtung des Humanismus war entstanden – gespeist aus den wiederentdeckten antiken Quellen, interessiert an ethischen und lebenspraktischen Fragen sowie Bildung. Auf diese Veränderungen war zu reagieren, auch von der Kirche.

Impulse des 15. Jahrhunderts

In Kempen am Niederrhein, das im 15. Jahrhundert zum Erzbistum Köln gehörte, wuchs Thomas Hemerken, genannt Thomas von Kempen, (*1379/80 – †1471) auf. Thomas arbeitete an dem Buch „Nachfolge Christi", in dem sich die geistliche Strömung des 14. bis 15. Jahrhunderts widerspiegelte: Nachfolge oder Imitatio Christi des einzelnen war das geistliche Ideal. 

Volkstümliche Andachtsübungen wie das Rosenkranz-Gebet fanden bei anderen Christen große Resonanz. Darum gründete in Köln 1475 der Dominikanerpater Jakob Sprenger (*1435 – †1495) die erste und später größte deutsche Rosenkranzbruderschaft. Zudem war Sprenger im Erzbistum Köln Inquisitor, d.h. er trug Sorge um die Rechtgläubigkeit.

Veränderungsbemühungen im 16. Jahrhundert

Für Veränderungen und Reformen setzte sich der Kölner Domherr und spätere Kardinal Johannes Gropper (*1503 – †1559) ein. Aber gegen das Vorhaben Erzbischof Hermann von Wieds, Martin Bucer im Erzbistum Köln reformatorisch tätig werden zu lassen, formierte Gropper den Widerstand. Religiöse Erneuerung wollte und förderte er, aber keine Reformation. 

Gropper wie Martin Bucer (*1491 – †1551) waren auf Reichsebene an den ‚Religionsgesprächen' (1540/41) zwischen den streitenden Parteien beteiligt, und beide arbeiteten zusammen. Bucers Programm hieß „nur die Heilige Schrift, nur Christus, nur Glaube", und in Süddeutschland beriet er dazu Gemeinden beziehungsweise Städte.

Katholische Erneuerung

Der Jesuit Petrus Canisius (*1521 – †1597) studierte zehn Jahre in Köln und finanzierte die Kölner Niederlassung der Jesuiten. Auch er wand sich gegen die Reformationsidee des Kölner Erzbischofs. Durch seine Schriften stärkte Petrus Canisius das Katholische. Insbesondere der in Köln gedruckte „Kleine Katechismus" von 1558 fand mit über 200 Auflagen breiteste Resonanz.