Kirchenbau -
sichtbares Zeichen kirchlicher Erneuerung

In der Amtszeit von Josef Kardinal Frings wurden im Erzbistum Köln mehrere Hundert Kirchen errichtet.

„Es entspricht unserer visuell eingestellten Zeit, dass die Gläubigen heute sehen wollen, was am Altar geschieht, und es entspricht dem demokratischen Zug unserer Tage, dass der Unterschied zwischen geweihtem Priester und Laienschaft nicht stärker als notwendig betont wird. Unsere Zeit hat (...) ein tiefes Verständnis (...) für die heilige Messe als Gemeinschaftsgottesdienst, an dem nach dem Wunsch der Kirche auch die Laien sich möglichst aktiv beteiligen sollen."

Diese visionären, aus der sogenannten „liturgischen Bewegung" der 1920er Jahre fortentwickelten Gedanken von Josef Kardinal Frings waren 1956 – Jahre vor entsprechenden Festlegungen des Zweiten Vatikanischen Konzils – Grundlegung für den modernen Kirchenbau im Erzbistum Köln.

Die Kriegszerstörungen, Flüchtlingsansiedlungen und neuen Pastoralkonzepte verlangten damals den Wiederauf- und Neubau vieler Pfarrkirchen. Gleichzeitig revolutionierten neue Materialien und Konstruktionsmethoden die traditionellen Architekturformen. Dadurch wurde der Grundriss befreit von der bisher vom Stein vorgegebenen Statik. Jetzt konnte die äußere Form der Kirchen die Funktionsabläufe einer erneuerten Liturgie umhüllen. Wirtschaftsaufschwung und zentralisierte Verteilung der Kirchensteuern beflügelten dieses Bauprogramm, mit dem 265 Kirchen bis 1963 neu errichtet wurden.

Den von anderen Diözesen eingeschlagenen Weg mit Eigenplanungen der kirchlichen Bauämter gingen die Diözesanbaumeister Willy Weyres und Wilhelm Schlombs nicht. Nach Vorgabe des Kardinals wurden in Wettbewerben prämierte Planungen der besten zeitgenössischen Architekten realisiert. Das persönliche Interesse des Erzbischofs an exzeptionellen Konstruktionen zeigten seine häufigen Baustellenbesuche und ein reger Fachaustausch mit den Verantwortlichen. Bei abnehmender Sehkraft ließ sich der Kardinal Grundrisse erläutern und ertastete die Raumschöpfungen an Modellen, bevor er die Ausführung freigab.

Durch dieses außergewöhnliche Engagement von Erzbischof Frings entstand im Rheinland eine weltweit einzigartige Dichte an herausragenden Kirchenbauten der Epoche der klassischen Nachkriegsmoderne.

Autor: Dipl.Ing. Martin Struck