Joachim Kardinal Meisner

Grundvollzüge der Kirche -
Menschendienst und Gotteslob

Gott hat die Welt aus reiner, überströmender Liebe erschaffen. Diese Liebe sollen wir erwidern, aber auch an unsere Mitmenschen weitergeben, damit die ganze, vielfältig zerrissene Welt wieder mit Gott und in sich vereinigt wird. Die Kirche sieht dies als ihren ganz besonderen Auftrag an.

Den Auftrag erfüllen

Dieser Dienst der Kirche vollzieht sich in vier Grundvollzügen: dem Dienst am Nächsten, dem Gottesdienst, der Verkündigung des Evangeliums und dem Leben in Gemeinschaft. Wo auch immer die Kirche existiert und wirkt, sollen diese vier Dimensionen spürbar werden. Dies kann gemäß der jeweiligen Situation in unterschiedlicher Gewichtung erfolgen.

Dienst am Nächsten

Der Dienst am Nächsten entspringt der Nächstenliebe, die ihrerseits die Liebe Gottes widerspiegelt. „Nicht darin besteht die Liebe, dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt und seinen Sohn als Sühne für unsere Sünden gesandt hat. Liebe Brüder, wenn Gott uns so geliebt hat, müssen auch wir einander lieben" (1. Johannesbrief 4,10-11). So gibt uns die Liebe Gottes Kraft, unsere Nächsten, ja sogar unsere Feinde zu lieben und dies in konkretes Handeln umzusetzen.

Gottesdienst feiern

Wenn Christen Liturgie feiern, dann loben sie in der kirchlichen Gemeinschaft Gott, beten zu ihm und verehren ihn. Liturgie bedeutet aber auch, dass Gott sich den Feiernden schenkt und sie prägt.

Höhepunkt und Quelle allen kirchlichen Tuns ist die Eucharistiefeier bzw. heilige Messe. Auch das Stundengebet, Andachten und Wallfahrten gehören zu den katholischen Gottesdienstformen.

Verkündigung

Wenn Gott auch in der Schöpfung seine Spuren hinterlassen hat, so gibt er sich genauer doch erst durch die Offenbarung zu erkennen, die der Vater uns durch seinen Sohn Jesus Christus im Heiligen Geist eröffnet. So können Christen den Glauben an den dreifaltigen Gott bekennen, der in besonderer Weise der Kirche anvertraut ist und den jeder einzelne sich zu eigen machen soll. Auf diese Weise geben sie der Welt die Orientierung und Hoffnung weiter, die ihnen geschenkt wurde.

Gemeinschaft

„Gemeinschaft" im christlichen Sinn meint dreierlei: Gemeinschaft mit Gott, sodann das Zusammensein in der Gemeinschaft derjenigen, die glauben, schließlich die Suche nach Gemeinschaft mit denen, für die Christen etwas tun können oder mit denen sie etwas für andere tun können.

Auf diese Weisen bilden Christen Gemeinde: Sie lassen sich von Jesus Christus leiten und finden Gemeinsamkeiten im Glauben, im Lieben und Hoffen.

Fünf Prioritäten

Fünf pastorale Prioritäten im Erzbistum Köln wurden 2009 formuliert, in denen die Grundvollzüge Gestalt annehmen sollen. „Missionarische Pastoral", „Solide Glaubensverkündigung", „Lebendige Feier der Liturgie", „Ehe und Familie/Jugend" sowie „Caritatives Handeln" sind seitdem die Leitworte für die Gemeinden, die sie in je eigenen Pastoralkonzepten umzusetzen suchen.

 

Autoren: Dr. Burkhard R. Knipping, Dr. habl. Raimund Lülsdorff

Zitate // Bibelverse:

Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Söhne eures Vaters im Himmel werdet; denn er lässt seine Sonne aufgehen über Bösen und Guten, und er lässt regnen über Gerechte und Ungerechte.