Anno II.

Anno II. -
Vertriebener und Verehrter

Anno gehörte zu einem unbedeutenden Adelsgeschlecht aus dem Schwäbischen. Seine Karriere führte über die Domschule in Bamberg zum königlichen Hof, zum Dompropst in Goslar und zum Kölner Erzbischof.

Machtpolitisch aktiv

Die Kölner waren damals enttäuscht und skeptisch: König Heinrich III. hatte mit Anno einen landfremden Mann niederer Herkunft eingesetzt.

Bald nach seinem Amtsantritt entmachtete Anno Schritt um Schritt die einflussreiche rheinische Pfalzgrafenfamilie, der er den Siegberg (heute Siegburg) abtrotzte. In Kaiserswerth entführte er 1062 den 11-jährigen König Heinrich IV. – ein regelrechter „Staatsstreich". Drei Jahre lang bestimmte Anno anschließend die Reichspolitik.

Klostergründer im Geist der Kirchenreform

In seiner Bischofsstadt Köln förderte Anno den Ausbau wichtiger Kirchen. Er gründete zum Beispiel das Stift St. Georg am heutigen Waidmarkt. Insgesamt fünf Klöster und Stifte gehen auf Annos Initiative zurück. Auf dem Siegberg siedelte er im Geist der damaligen Kirchenreform Benediktiner an – Ausgangspunkt der späteren Abtei St. Michael.

Anno und die Kölner

In Köln regte sich erstmals städtisches Selbstbewusstsein der Bürger. Das führte 1074 zu einem Aufstand gegen den Erzbischof: Anno wollte im Hafen ein Kaufmannsschiff für sich beschlagnahmen, erfuhr aber Widerstand. Stark bedrängt floh Anno durch einen kleinen Durchlass in der Stadtmauer, den man deshalb später ‚Anno-Loch' nannte.

Mit Truppen kehrte der Erzbischof nach Köln zurück, belagerte die Stadt erfolgreich und hielt ein Strafgericht. Danach war das Verhältnis zwischen den Kölnern und Anno stark belastet. Anno wollte daher nicht in seiner Bischofsstadt, sondern in seiner Lieblingsgründung Siegburg begraben werden.

Starrsinnig und doch heilig

Dennoch setzte – letztmalig bei einem Kölner Erzbischof – bald nach dem Tod Annos seine Verehrung als Heiliger ein. Der Erzbischof galt als fromm und freigiebig gegenüber den Armen.

Anno war „oft unbeherrscht, heftig, unbequem und unbeugsam, nicht selten bis zum Starrsinn. Er war ein Mann voller Spannungen und Widersprüche." (Joseph Kardinal Höffner, 1975)

Zitat:

„... Nun ist es für uns an der Zeit zu bedenken, wie wir selbst enden sollen. Christus, unser vollkommener Herrscher, hat viele Zeichen uns vor Augen gestellt, wie er es auch auf dem ‚Sigeberg' getan hat durch den auserlesenen Mann den heiligen Bischof Anno nach seinem Ratschluss.

In diesen göttlichen Willen sollen wir uns einfügen, solange wir uns bewegen aus diesem verbannten Leben hin zum ewigen Sein, wo wir hingehören. ..."

(Aus dem Anno-Lied von 1105;
verfasst von einem Siegburger Geistlichen
(Übersetzung: Salome Solf))