Clemens August I. -
großartig im Repräsentieren und zurückhaltend beim Regieren
Clemens August und seine vier Vorgänger als Kurfürsten und im Amt des Erzbischofs von Köln gehörten zur Dynastie der bayerischen Wittelsbacher. Rund 180 Jahre – von 1583 bis 1761 – amtierten die Wittelsbacher in Kurköln. Durch ihre bischöfliche und kurfürstliche Herrschaft im Rheinland konnten sie die Macht der Wittelsbacher in Bayern stärken.
Durch und durch barock
Clemens August I. von Bayern gilt als Verkörperung eines barocken Kurfürsten: Clemens August ließ prächtige Schlösser in Bonn-Poppelsdorf, Brühl (Augustusburg und Falkenlust), Bonn-Röttgen und Clemenswerth (Emsland) errichten. Der Kurfürst und Erzbischof hatte ein starkes Repräsentationsbedürfnis, verfügte über einen großen Hofstaat und richtete glanzvolle Feste und Jagdgesellschaften aus.
‚Wetterfahne des Reiches’
Clemens August amtierte nicht nur in Köln, sondern darüber hinaus noch in vier weiteren Bistümern (ab 1719: Münster und Paderborn, ab 1724: Hildesheim, ab 1728: Osnabrück). Daher gab man ihm den Namen „Monsieur de cinq églises" (Herr von fünf Kirchen).
Clemens August herrschte also über eine große Fläche inmitten Europas, wenngleich über kein einheitliches oder zusammenhängendes Territorium. Dies gab ihm Möglichkeiten, aber Clemens August agierte defensiv bis schwach: Der Kurfürst und Erzbischof bot sich als Bündnispartner den wichtigsten Mächten der damaligen Zeit – Frankreich, Habsburg, Bayern, England und Preußen – an, wechselte aber seine Bündnispartner. Deshalb nannte man ihn „Wetterfahne des Reiches".
Sehr beschränkte Macht
Mit der Taktik, mal so oder so zu koalieren, versuchte Clemens August, sich den Machtverhältnissen in Mitteleuropa anzupassen. Denn seine eigene Macht war beschränkt: Eine schlagkräftige Armee, um seine Territorien zu verteidigen oder um Krieg zu führen, hatte der Kurfürst und Erzbischof nicht.
Religiös, aber spät geweiht
Clemens August war durchaus ein religiöser Mensch: Er verehrte die Gottesmutter Maria sehr. Zur geistlichen Beraterin hatte er die Kaufbeurener Franziskanerin Crescentia Höß (*1682 – †1744).
Auf sanften päpstlichen Druck hin ließ er sich erst 1725 zum Priester und 1727 zum Bischof weihen. Priester zu sein, war für Kölner Erzbischöfe nach dem späten Mittelalter nicht selbstverständlich: Sie verstanden sich mehr als Kurfürsten und Herrscher denn als Bischöfe.