Politik und Presse -
Aktivposten katholischer Solidarisierung und Volksbewegung
Aufgrund der Inhaftierung Erzbischof Clemens Augusts II. spürten die Katholiken die Macht der preußischen Regierung in religiösen Angelegenheiten. Der Protest des Papstes gegen die Gefangennahme des Erzbischofs solidarisierte die Katholiken, verband sie mit dem Papst und machte sie selbstbewusst.
Einer der ersten katholischen Priester in der Politik
Auch Anton Josef Binterim (*1779 – †1855), der Pfarrer von Düsseldorf-Bilk war, musste wegen seiner strikten Haltung im Mischehenstreit 1838 für fast ein Jahr in Haft. Zuvor hatte sich Binterim gegen die liberale Theologie (‚Hermesianismus') gewandt. Pfarrer Binterim gehörte bereits sehr früh zu den Katholiken, die man „ultramontan" („jenseits der Berge"; gemeint sind die Alpen) nannte: Die Ultramontanen orientierten sich an Rom, fühlten sich dem Papst eng verbunden und lehnten staatliche Eingriffe ins kirchliche Leben ab.
Binterim wurde 1848 als Abgeordneter in den Preußischen Landtag gewählt. Er gehört in der Neuzeit zu den ersten Priestern, die in der Politik tätig waren.
Entstehung der katholischen Publizistik
Als Begründer des katholischen Zeitungswesens gilt Johann Joseph Görres (*1776 – †1848). Görres gründete 1814 in Koblenz die Zeitung ‚Rheinischer Merkur'. Darin schrieb er gegen die Herrschaft Napoleons und später gegen die preußischen Restaurationsbestrebungen.
1837 erschien seine Streitschrift ‚Athanasius': Görres berichtete hier über die Ereignisse um die Verhaftung des Kölner Erzbischofs und kritisierte heftig den preußischen Staat. Nicht zuletzt durch diese Schrift entstand eine katholische Volksbewegung, die sich gegen die protestantische Dominanz im preußischen Staat stellte.
Durch seine Schriften förderte Görres in der katholischen Bevölkerung ebenfalls die Begeisterung für den Weiterbau des Kölner Doms. Auch den Kölner Kunstsammler und Historiker Sulpiz Boisserée (*1783 – †1854) gewann er für den Dombau.
Dom-Bau als Aufgabe und Aufbruch des bürgerlich-katholischen Milieus
Durch viele Kontakte, u. a. mit Johann Wolfgang von Goethe, durch die von Boisserée mit betriebene Gründung des Zentral-Dombau-Vereins (1842) und durch seine sehr guten Beziehungen zum preußischen Königshaus erreichte Boisserée, dass die Finanzmittel für die Wiederaufnahme der Bautätigkeit zugesagt wurden. So konnten mit der Zustimmung von König Friedrich Wilhelm IV. unter Leitung des evangelischen Baurates Ernst Friedrich Zwirner (*1802 – †1861) die Arbeiten am Dom 1842 wieder aufgenommen werden.
Der Dombau galt für die Katholiken als nationale Herausforderung, wenngleich der ‚Kulturkampf' zwischen Kirche und Staat die Bau-Vollendung (1880) überschattete.