Paulus Melchers -
‚Bekennerbischof’ im Kulturkampf
Zwischen Staat und Kirche gab es in der Mitte des 19. Jahrhunderts langjährige Konflikte. Für den bedeutsamen Bischofssitz in Köln wurde 1866 der Osnabrücker Bischof Paulus Melchers als Kompromisskandidat des preußischen Staates und des Papstes ausgesucht.
Vorsitzender der deutschen Bischöfe
Bereits ein Jahr nach seinem Amtsantritt in Köln wählten die deutschen Bischöfe Paulus Melchers 1867 zum Vorsitzenden der Fuldaer Bischofskonferenz, einer Versammlung der deutschen Bischöfe.
Vom Konzil in den Kulturkampf
Auf dem Ersten Vatikanischen Konzil wurde 1870 das Dogma von der päpstlichen Unfehlbarkeit verkündet. Melchers hielt die Verkündung auch aufgrund der kirchenpolitischen Situation in Preußen für schwierig: Die erhöhte Bedeutung des Papstes konnte hier staatliche Reaktionen hervorrufen. Der Erzbischof verhielt sich dennoch loyal gegenüber dem Papst.
Tatsächlich kam es insbesondere wegen der Romtreue der Katholiken bald zum Konflikt: Ab 1871 erließ Preußen viele Gesetze, die die Möglichkeiten der katholischen Kirche mehr und mehr einschränkten. In diesem ‚Kulturkampf' wurde Melchers – der Vorsitzender der Bischofskonferenz war – zu einer Schlüsselfigur unter den Bischöfen.
Verweigerung und Inhaftierung
Melchers war die Seelsorge in seinem Erzbistum ein wichtiges Anliegen. Doch die staatlichen Gesetze gegen die Kirche machten die Seelsorge und das bischöfliche Handeln immer schwieriger.
Melchers befolgte diese Gesetze nicht und verweigerte die Bezahlung gerichtlich über ihn verhängter Geldstrafen. Deswegen wurde er 1874 für mehrere Monate in Köln inhaftiert.
Zehn Jahre im Exil
1875 entzog sich Melchers einer erneuten Festnahme durch Emigration ins nahe niederländische Maastricht. Rund zehn Jahre lang leitete er von dort das Erzbistum. In Köln unterstützte ihn Weihbischof Johann Anton Friedrich Baudri. Die staatlichen Behörden suchten steckbrieflich nach Melchers und erklärten ihn 1876 für abgesetzt.
Ruf nach Rom und freier Stuhl in Köln
Um den Ausgleich zwischen Staat und Kirche zu ermöglichen, berief der Papst 1885 Melchers als Kurienkardinal nach Rom. Dadurch konnte in Köln ein neuer Erzbischof eingesetzt werden.
Kardinal Melchers starb 1895 in Rom. Der Leichnam des „Bekennerbischofs", wie er in Köln genannt wurde, wurde im Kölner Dom beigesetzt.