Josef Kardinal Frings -
‚Anwalt’ der Menschen und der Weltkirche
Vom Zweiten Weltkrieg über das Zweite Vatikanische Konzil hinaus reichte die Amtszeit von Erzbischof Frings. Es waren kritische Zeiten, in denen Frings Entscheidendes bewegte.
Josef Frings stammte aus Neuss. Ab 1937 war er als Leiter des Priesterseminars verantwortlich für die Ausbildung der Kleriker im Erzbistum Köln und wurde 1942 – für viele völlig überraschend – zum Erzbischof ernannt.
Gegner des NS-Regimes
Als Frings Pfarrer in Köln-Braunsfeld war, also bereits vor 1933, bekam er schon zu spüren, wie aggressiv die Nationalsozialisten vorgingen. Als Erzbischof wandte er sich sofort gegen die Unmenschlichkeit des NS-Regimes. So bezeichnete er den Völkermord an den Juden mehrfach öffentlich als „himmelschreiendes Unrecht".
Zugewandt und beliebt
Frings ging auf Menschen zu, nahm ihre Nöte und Ängste ernst. Berühmt war er für seinen Humor und seinen rheinischen Dialekt. Frings wurde gemocht und man hörte auf ihn. Das gab seiner Stimme Bedeutung.
„Fringsen”
Besondere Wirkung erlangte Frings im kalten Winter 1946/47 mit einer Silvesterpredigt in St. Engelbert (Köln-Riehl): Frings erklärte den Kohlen-Diebstahl aus Bahnwaggons für vereinbar mit der christlichen Morallehre. Diese Art des Mundraubs in Notzeiten wird im Rheinischen noch heute als „Fringsen" bezeichnet.
Sprecher der Deutschen
Bekanntheit in ganz Deutschland erlangte Frings, der 1945 Vorsitzender der deutschen Bischöfe wurde, als „Anwalt" für die Menschen: Frings wandte sich mit Forderungen mehrfach an die Besatzungsmächte, als es noch keine deutsche Regierung gab.
Das Anliegen ‚Weltkirche’
Mit seiner Japan-Reise 1957 intensivierte Frings die Partnerschaft zwischen den Erzbistümern Köln und Tokyo, die Frings drei Jahre zuvor initiiert hatte. Angesichts des wiederkehrenden Wohlstands in der Bundesrepublik stieß er die Gründung der katholischen Hilfswerke Misereor (1958) und Adveniat (1961) an. So richtete Kardinal Frings bundesweit den Blick der Katholiken auf die Weltkirche.
Ein Wendepunkt im Konzil
Durch eine frei gehaltene Rede sorgte Frings gleich zu Beginn des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-65) für eine entscheidende Veränderung des Konzilsverlaufes: Die Dominanz der vatikanischen Behörden wurde nach Frings' Rede aufgehoben zugunsten des Einflusses der Bischöfe und der sie beratenden Fachleute.
Zudem wirkten Frings und seine Berater, darunter Prof. Josef Ratzinger (später: Papst Benedikt XVI.) und der Kölner Generalvikar Joseph Teusch, entscheidend an den Konzilstexten mit.
Erblindung und Rücktritt
Mit 82 Jahren trat der inzwischen erblindete Frings 1969 als Erzbischof zurück. Joseph Höffner war sein Koadjutor und wurde sein Nachfolger.