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Entwicklung der Ursula-Legende

Der Ursprung der Ursula-Legende reicht bis ins 4. oder 5. Jahrhundert zurück. Aus dieser Zeit stammt die sogenannte „Inschrift des Clematius”, eine Lapidarinschrift, nach der ein gewisser Clematius, einer himmlischen Erscheinung folgend, eine Basilika an jenem Ort errichtete, an dem „die heiligen Jungfrauen für den Namen Christi ihr Blut vergossen haben”. Die von Clematius errichtete Kirche wurde zerstört, doch seine Steintafel ist bis heute in der wieder aufgebauten Basilika St. Ursula zu sehen.

Mit der beginnenden Verbreitung des Ursulakultes etwa ab dem 8. Jahrhundert wird der historische Kern der Geschichte mehr und mehr ausgeschmückt. Nach der sogenannten ersten Passio „Fuit tempore pervetusto” von 969/976 ist insbesondere die Legendenversion der zweiten Passio „Regnante Domino” aus dem späten 11. Jahrhundert für die Verehrung der heiligen Ursula im Mittelalter bedeutsam.

Ab dem späten 11. Jahrhundert sind viele Legendenfassungen von den Visionen der Elisabeth von Schönau geprägt, nach denen auch Männer zum Gefolge der heiligen Ursula zählten und mit ihr das Martyrium erlitten, unter ihnen Papst Cyriakus, verschiedene kirchliche und weltliche Würdenträger und Ursulas Bräutigam Aetherius. Auch Jacobus de Voragine, dessen Legendensammlung „Legenda aurea” aus dem 13. Jahrhundert zu den populärsten Schriften des späten Mittelalters gehörte, übernimmt diese Elemente. Seine Fassung der Ursula-Legende heißt „Von den elftausend Jungfrauen”.

Die Annahme, es habe sich bei Ursulas Begleiterinnen um 11.000 Jungfrauen gehandelt, verbreitete sich schon im 10. Jahrhundert aufgrund eines Lesefehlers. Sie erhielt zusätzliche Nahrung, als bei der Erweiterung der Kölner Stadtmauer Anfang des 12. Jahrhunderts in der Nähe der St. Ursula Basilika ein römischen Gräberfeld entdeckt wurde. Die große Zahl der Gebeine auf dem „ager Ursulanus” schien die Legende von den 11.000 Märtyrerinnen zu bestätigen, und die Vielzahl der Reliquien, die nun von Köln aus in alle Welt gingen, trug erheblich zur Popularität der heiligen Ursula bei.

Seine Blütezeit erlebte der Ursulakult im späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit. Verschiedene Orden, besonders die Benediktiner, Prämonstratenser und Zisterzienser, nach der Reformation auch die Jesuiten, förderten die Verehrung der Heiligen und ihrer Gefährtinnen. Es bildeten sich Bruderschaften, sogenannte „Ursula-Schiffchen”, deren Mitglieder auf den Beistand und die Fürsprache der heiligen Ursula hofften. Und 1535 gründete Angela Merici in Brescia mit der „Compagnia di S'Orsola” die Vorgängerorganisation des Ordens der Ursulinen.

Im Zuge der Aufklärung verlor die Reliquien- und mit ihr die Heiligenverehrung zunehmend an Bedeutung. Auch die heilige Ursula spielt im Bewusstsein der Gläubigen keine so große Rolle mehr. 1969 wurde der Festtag der heiligen Ursula im römischen Festtagskalender gestrichen. In Köln jedoch wird der 21. Oktober auch weiterhin als liturgisch gebotener Gedächtnistag der Stadtpatronin begangen.

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