Nach dem Tode seiner Mutter (1910) zog Otto Gerig mit seinem Vater und neun
Geschwistern nach Köln. Schon früh zeichnete sich Gerig durch Begabung und Verantwortungsbewußtsein
aus. Seit 1907 als Versicherungsangestellter im Deutschnationalen Handlungsgehilfenverband tätig,
wurde er nach dem Ersten Weltkrieg in den Vorstand dieser christlichen Gewerkschaft berufen.
Von 1921 bis 1924 war Gerig Abgeordneter im Preußischen Landtag und von 1923 bis 1933
Zentrumsabgeordneter im Deutschen Reichstag.
Nach der Machtübernahme durch die NSDAP wurde der Handlungsgehilfenverband gleichgeschaltet,
Gerig bereits im Juni 1933 entlassen und seiner Ehrenämter für verlustig erklärt. Für seine Familie
mit den fünf Kindern begann eine vierjährige Notzeit. Es war bekannt, daß ihn die Nazis haßten,
weil er aus christlicher Grundhaltung sich im Bereich des Sozialen immer wieder engagierte.
Der überzeugte Katholik wurde am 23. August 1944 im Zug der sog. Gewitteraktion mit vielen
anderen Regimegegnern verhaftet. Im Bereich der Gestapoleitstelle Köln gehörten zu ihnen auch
Konrad Adenauer, Thomas Eßer und Josef Baumhoff. In Köln kamen die Verhafteten in das Messelager
nach Köln-Deutz, dann in ein Außenlager des Konzentrationslagers Buchenwald.
Mit heroischem Mut gelang es Frau Gerig, ihrem Mann beizustehen. Am Abend des 16. September
1944 ging eine Kolonne von Verhafteten zum Bahnhof Köln-Deutz. Bald nach seiner Ankunft im
Konzentrationslager Buchenwald verstarb Gerig infolge seiner geschwächten Gesundheit mit Fieber und
Schüttelfrost am 3. Oktober 1944.