Erzbistum Köln  Referat Ehe- und Familienpastoral   Familienbund der Katholiken

 

Vorschläge für einen Sonntagsgottesdienst
„ Internationaler Tag des freien Sonntags“

 

„ Ohne Sonntag gibt es nur noch Werktage“

Von Betriebsseelsorger Erwin Helmer, Weilheim

 

Begrüßung, Einführung:

 

Liebe Gemeinde,

 

Heute ist Sonntag – Gott sei Dank.
Denn heute haben die meisten Menschen keine Arbeit zu leisten. Aber, es werden immer mehr Menschen, die sonntags arbeiten sollen.
Und das Bedenkliche dabei, das sind Arbeiten die gar nicht notwendig sind. Arbeiten, die man genauso gut auch am Werktag leisten könnte.
Der Sonntag wird immer mehr infrage gestellt. Neue verkaufsoffene Sonntage werden eingeführt, Sondereröffnungen und zusätzliche Sonntagsarbeit auch in Betrieben beantragt.
Anlass genug, unseren Umgang mit dem Sonntag in der Gesellschaft und in der Arbeitswelt zu überdenken. Für uns gilt: Der Sonntag ist für den Menschen da, er ist ein Geschenk Gottes, das für ein Leben in Würde notwendig ist. Der Sonntag ist der Tag der Ruhe, Tag der Familie, Tag der Erholung, ein Geschenk Gottes. Ihn wollen wir nun gebührend feiern.

 

Hand aufs Herz: Würde ihnen etwas fehlen, wenn der Sonntag abgeschafft würde?
Hören wir dazu ein Interview:

 

Interviewer/in: Und was machen Sie am Sonntag?
Partner 1: „ Für mich ist der Sonntag der Familientag, gemütliches Frühstück, Zeit zum Erzählen, gemeinsamer Ausflug oder Besuch bei den Verwandten, endlich Zeit für die Kinder- auch mal für ein gemeinsames Spiel. Das ist das Wichtigste für mich am Sonntag unter der Woche sehen wir uns ja kaum.“

 

Interviewer/in: Und was machen Sie am Sonntag?
Partner 2: „Für mich ist der Sonntag ein ganz normaler Arbeitstag. Jeden zweiten Sonntag habe ich Dienst. Das geht in meinem Beruf leider nicht anders. Schön ist das nicht, wenn alle anderen frei haben. Aber man gewöhnt sich daran. Wenn ich mich mit jemand treffen will, brauche ich immer einen Terminkalender, weil ich keinen festen Tag frei habe.“

 

Interviewer/in: Und was machen Sie am Sonntag?
Partner 3: „Sonntag ist für mich ein furchtbarer Tag- so langweilig... Diese Ruhe überall, nichts los in den Straßen, alle Geschäfte zu. Da hätte ich endlich mal Zeit, um gemütlich einzukaufen und kann nicht. Wenn ich höre, dass irgendwo ein verkaufsoffener Sonntag ist, nutze ich das immer aus und fahre hin. Die Kinder nehme ich auch mit, für die ist auch meistens was geboten.“

 

Interviewer/in: Und was machst du am Sonntag?
Partner 4: „Am Sonntag gehe ich mit meiner Familie in die Kirche. Danach mache ich gerne mit meiner Schwester und meinen Eltern etwas zusammen wie spielen, Fahrrad fahren, wandern oder schwimmen.“

   

Kyrie

 

Herr Jesus Christus,
der Sonntag gibt jeder Woche Rhythmus, Struktur und ein Stück Freiheit. Mit der Gefährdung des Sonntags setzen wir ein wertvolles Geschenk aufs Spiel. Ohne Sonntage gibt es nur noch Werktage!

 

Herr, erbarme dich.

 

Es gibt auch Menschen, die Angst haben vor dem Sonntag. Sie fürchten statt der Ruhe, Langeweile, statt Einkehr, Einsamkeit, statt Besinnung, innere Leere.

 

Christus, erbarme dich.

 

Der Sonntag ist der Tag der Gemeinschaft, ob im gemeinsamen Gottesdienst, in der Familie oder mit Freunden. Hier finden wir die Chance, nicht die Zeit zu vertreiben, sondern sie zu füllen mit intensivem Leben

 

Herr, erbarme dich.

 

Der Herr erbarme sich unser. Er vergebe uns, wo wir gleichgültig und egoistisch waren. Er stärke und ermutige uns, unseren Glauben zu leben, jeden Werktag und jeden Sonntag.

 

AMEN

  

Lesung aus dem Buch Genesis 2,2-3
 
Am siebten Tag vollendete Gott das Werk, das er geschaffen hatte, und er ruhte am siebten Tag, nachdem er sein ganzes Werk vollbracht hatte.
Und Gott segnete den siebten Tag und erklärte ihn für heilig; denn an ihm ruhte Gott, nachdem er das ganze Werk der Schöpfung vollendet hatte.

  

Evangelium Markus 2,23 - 28

 

An einem Sabbat ging Jesus durch die Kornfelder und unterwegs rissen seine Jünger Ähren ab. Da sagten die Pharisäer zu ihm: Sieh dir an was sie tun! Das ist doch am Sabbat verboten.
Er antwortete: Habt ihr nie gelesen was David getan hat, als er und seine Begleiter hungrig waren und nichts zu essen hatten, wie er zu der Zeit des Hohepriesters Abjatar in das Haus Gottes ging und die heiligen Brote aß, die außer den Priestern niemand essen darf, und auch seinen Begleitern davon gab? Und Jesus fügte hinzu: Der Sabbat ist für den Menschen da, nicht der Mensch für den Sabbat. Deshalb ist der Menschensohn Herr auch über den Sabbat.

 

 
Predigt-Einstieg
Ein römischer Hauptmann (mit wenigstes einem Helm als Verkleidung) verkündet die kaiserliche Botschaft.

 

„ Hört und befolgt, was der hochverehrte Kaiser des römischen Weltreichs zu euren Gunsten beschlossen hat:
Ich Kaiser Konstantin habe im Jahre 313 bezüglich der Christen verfügt:
Alles im Staate soll der Wohlfahrt und Sicherheit dienen. So habe ich beschlossen, den Christen ebenso wie allen anderen freie Wahl zu lassen, der Gottesverehrung zu folgen, die ein jeder wünscht, damit, was an Göttlichem auf himmlischen Sitze drohnt, uns und allen, die unter unserer Herrschaft leben, gewogen und gnädig sein möge. Dies geschieht im Interesse der Ruhe unserer Zeiten.)
Heute am 3. März des Jahres 321 nach Christus, verfügen wir den dies solis, den Tag der Sonne, betreffend ein für alle male für das gesamte Reich:
„Omnes iudices urbanaeque plebes et artium offica cuncarum venerabilidie solis quiescant“
Auf Deutsch: Alle Stadtbewohner, Richter und Gewerbetreibende sollen am verehrungswürdigen Tag der Sonne ruhen.
(Beifall brandet auf, Fanfaren ertönen)

   

Predigt-Bausteine

 

Liebe Gemeinde, liebe Schwestern und Brüder,

 

Der Sonntag war nicht immer „Sonntag“, so wie wir ihn heute haben. Er war zur Zeit der Urkirche weder arbeitsfreier Tag, noch Festtag. Noch der Tag der Christen. Es dauerte einige Jahrhunderte bis die Christen ihren Tag des Herrn bekamen.
Aus dem 3. Jahrhundert nach Christus, während der Christenverfolgung unter Kaiser Diokletian, wird von dem Glaubenszeugnis einer Christin berichtet. Vor dem Verfolgungsgericht der Römer bekannte sie sich zum Sonntagsgottesdienst mit diesen Worten:
„ Jawohl, ich bin zur Versammlung gegangen und habe das Mahl des Herrn mit den Brüdern geteilt, weil ich Christin bin.“
Für dieses klare Bekenntnis „Weil ich Christin bin“ musste sie den Märtyrertod sterben. Aber sie konnte als Christin nicht anders. Erst am 3. März 321 nach Christus wurde unter Kaiser Konstantin für das römische Weltreich dies solis, das ist der Tag der Sonne, endlich zum Staatsfeiertag. Den Erlass des Kaisers haben wir eben gehört. Wörtlich hieß es:
„Alle Stadtbewohner, Richter und Gewerbetreibende sollen am verehrungswürdigen Tag der Sonne ruhen.“ Seither ist der Sonntag in den christlich geprägten Ländern- und nicht nur dort- der wöchentlich wiederkehrende Staatsfeiertag.
Ernstlich gefährdet wurde der arbeitsfreie Sonntag erst wieder durch die Industrialisierung des 19. Jahrhunderts. Viele Arbeitsherren wollen ihre Profite auch an den Sonntagen machen und nahmen keine Rücksicht auf das Alter der Kinder, auf Familie und Kultur. Erst mit dem Entstehen einer Arbeiterbewegung und mit breiter Unterstützung durch die Kirche, durch Staat und Sozialbewegungen wurde in der Gewerbeordnung der arbeitsfreie Sonntag festgeschrieben.
Aktuell steht der Sonntag wieder zur Disposition.
Scheibchenweise wurden Lockerungen im Verbot der Sonntagsarbeit eingeführt: Seid 1994 ist Sonntagsarbeit auch aus „Konkurrenzsgründen“ möglich. Sogenannte Bedarfsgewerbeverordnungen der Bundesländer erlauben zahlreiche Ausnahmen.
Die Ausweitung der „verkaufsoffenen“ Sonntage und in letzter Zeit die überaus großzügige Auslegung der Ladenöffnungszeiten führen zu mehr Sonntagsarbeit.
Tatsächlich nimmt in ganz Deutschland die Sonntagsarbeit zu, so beweist die Statistik. Deshalb ist es für uns Christen eine Neubesinnung auf die Bedeutung des Sonntags und das öffentliche Eintreten für den Erhalt des Sonntags notwendig.
Die beiden Kirchen bezeichnen in einem „Wort zum Sonntag“ diese Entwicklung als problematisch, „wenn das ökonomische Kalkül alle Lebensbereiche bestimmt und die persönliche Zeitgestaltung immer mehr einengt“.
Sie richten deutliche Worte an die Unternehmen:“ Die Verantwortung der Wirtschaft darf sich nicht auf ein kurzfristiges betriebswirtschaftliches Kalkül beschränken. Auch die Wirtschaft trägt Mitverantwortung für Mensch, Gesellschaft und Kultur.

 

Papst Johannes Paul II. gab im Mai 1998 das Rundschreiben mit dem Titel „Dies Domini“ über die Bedeutung des Sonntags heraus. Darin heißt es:
„ So wird der Sonntag gleichsam zur Seele der anderen Tage, und in diesem Sinn kann man die Aufforderung des Origenes anführen, wonach der vollkommene Christ sich ´immer am Tag des Herrn befindet, immer Sonntag feiert.`
Der Sonntag ist eine echte Schule, eine ständige Anleitung kirchlicher Pädagogik. Und von Christus erleuchtet, gehen sie Sonntag für Sonntag dem Sonntag entgegen, der kein Ende kennt, dem Sonntag des himmlischen Jerusalem, wenn die mystische Stadt Gottes in ihren Grundrissen fertiggestellt sein wird.“

 

Wir alle sind aufgerufen, in unserem privaten und auch im öffentlichen Leben für den Sonntag einzustehen. An der Art wie wir Christen den Sonntag feiern, lesen die Menschen ab, was er uns bedeutet.
Denn, so sagen es die beiden Kirchen im gemeinsamen Wort zum Sonntag:
„ Wer den Sonntag feiert, bekennt: Christus ist auferstanden, er lebt!“

  

Fürbitten
 
Gott unser Vater,
Der Sonntag ist ein kostbares Gut. Du hast ihn zu deinem Tag gemacht, zum Tag des Herrn und zum Tag für die Menschen. Im Vertrauen auf deine Hilfe bitten wir:
Hilf uns in der Rückbesinnung auf die Grundlagen des christlichen Glaubens. Wir bitten für alle Christen, das ihnen neu bewußt wird, wie wichtig der Sonntag für die Menschen, für die Familie und das Leben in Gemeinschaft ist.

 

Wir bitten dich, erhöre uns.

 

Der Sonntag läuft Gefahr, im Arbeitsprozess aufgelöst zu werden. Wir bitten für alle, die die gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung unseres Landes prägend beeinflussen. Öffne ihnen die Augen für die Bedeutung des Sonntags.

 

Wir bitten dich, erhöre uns.

 

Im Sonntag liegt die Chance, sich von den Alltagszwängen zu befreien. Wir bitten für alle, denen es nicht mehr gelingt, sich in den Zwängen der Leistungs- und Konsumgesellschaft etwas persönlichen Freiraum zu schaffen.

 

Wir bitten dich,.........

 

Manche Menschen können mit dem Sonntag nichts anfangen. Hilf ihnen, dass sie zur Ruhe kommen und aus der Ruhe Kraft schöpfen für die Anforderungen des Alltags.

 

Wir bitten dich,....

 

Am Sonntag feiern Christen ihren Glauben im gemeinsamen Gottesdienst. Steh uns bei in der bewussten Gestaltung des Sonntags als Tag des Herrn und als Tag für den Menschen.

 

Wir bitten dich,...

 

Gütiger Gott, wir danken dir für das Geschenk des Sonntags. Hilf uns in der Neubesinnung auf den Sinn des christlichen Lebens. Darum bitten wir , durch Christus, unseren Herrn .

 

AMEN

  

Text zur Besinnung
(Nach der Kommunion)

 

Ihr hört dass gesagt wird:
Wälzt doch den Sonntag platt, ebnet ihn in den Werktag ein,
macht ihn unkenntlich.
Ich aber sage euch:
Steckt dem Sonntag die Lichter auf, begrüßt seinen Morgen,
feiert ihn mit unverkennbarer Lust.

 

Ihr hört dass gesagt wird:
Ich habe keine Zeit, zu keiner Zeit, habe ich Zeit.
So habe ich auch den Sonntag verloren.
Ich aber sage euch:
Verweile doch in deiner Zeit, nimm dir Zeit für die Zeit.
Und wie eine Sonne steigt dir der Sonntag auf.

 

Ihr hört, dass gesagt wird:
Den Sonntag gibt es nicht mehr. Wir brauchen den Sonntag zur Arbeit.
Mein Blutdruck erreicht am Sonntag den höchsten Stand.
Ich aber sage euch:
Senkt euren Puls, gönnt euren Adern den Atem.
Erholt euch im Glanze des unvergleichlichen Tags.

  

Wolfgang Dietrich

 

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